Internationale Marx-Konferenz in Neapel

Nach Jahren des Schweigens über das Werk von Karl Marx in Italien beginnt man hierüber wieder ernsthaft zu reden. Eine Gelegenheit hierfür war die internationale Konferenz „Auf den Spuren eines Gespenstes. Das Werk von Karl Marx zwischen Philologie und Philosophie.“ Dreizehn Marx-Spezialist Innen aus mehreren europäischen Ländern, Japan, China und Mexiko sind dafür vom 1. bis 3. April 2004 in Neapel zusammengekommen.

Das erste Ziel der Organisation bestand darin, einem italienischen Publikum zum ersten Mal die Ergebnisse der Neukonzipierung und Fortsetzung der neuen Ausgabe der Werke von Marx und Engels in den jeweiligen Originalsprachen vorzustellen. Es gibt bislang keine vollständige und wissenschaftliche Ausgabe ihrer Werke, darunter eines bedeutenden Teils ihrer Manuskripte und der beträchtlichen Menge von Auszügen und Notizen zu ihrer Lektüre, die sie bei ihren Studien gewöhnlich anfertigten, sowie ihrer beeindruckenden Korrespondenz.

Die historisch-kritische Ausgabe sämtlicher Werke von Marx und Engels, der Marx Engels Gesamtausgabe (MEGA), deren erste Bände 1975 erschienen waren, wurde infolge der Ereignisse von 1989 unterbrochen. 1990 führte eine Initiative des Amsterdamer „Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis“ (IISG) zur Gründung der Internationalen Marx Engels Stiftung (IMES), deren Ziel darin besteht, dieses Unternehmen zum Abschluss zu bringen (bislang liegen erst 49 von den 114 Bänden vor). Neben dem IISG gehören die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW), das Historische Forschungszentrum der Friedrich-Ebert-Stiftung und das Moskauer „Rossijskij gosudarstvennyj archiv so- cial‘no-politiieskoj istorii“ (RGASPI) der IMES an. Zur Zeit beteiligen sich Fachleute, die in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Japan, den USA, Dänemark und Italien arbeiten, an ihrer Tätigkeit.

Ausgehend von den editorischen Leistungen der Marx Engels Gesamtausgabe (MEGA) ist mit dem Kolloquium in Neapel versucht worden, ein genaues Marx-Studium wieder aufzunehmen, wobei das Unabgeschlossene seines Werks als eines der Hauptmerkmale betrachtet wird. Dieser Aspekt, der dessen Wert durchaus nicht mindert, weist auf ein vielförmiges und vielfältiges Erbe hin und eröffnet neue Perspektiven für die Weiterarbeit an der kritischen Theorie. Einige neuere Interpretationen von Marx’ Schriften haben die Art und die Bedeutung der neuen Marx-Forschung hervortreten lassen, die für jedes kritische Denken notwendig und für das Verständnis der Gegenwart unabdingbar ist.

Übersetzung: Friedrich Dorn

Journal:

Inprekorr

Pub Info:

Vol. 2005, n. 400/401, 41

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